Nachruf Prof. Franz Jeglitsch

Herr o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Dr. h.c. Franz Jeglitsch, emeritierter Professor für Metallkunde und Werkstoffprüfung, ist am Freitag, den 29. Juli 2016, kurz vor Vollendigung des 82. Lebensjahres verstorben.

Franz Jeglitsch wurde 1934 in Klagenfurt geboren und verbrachte den Großteil seiner Jugendzeit in Villach. Das Studium „Hüttenwesen“ an der damaligen Montanistischen Hochschule schloss er 1958 mit Auszeichnung ab und begann seine berufliche und akademische Karriere am Institut für Metallkunde und Werkstoffprüfung bei Roland Mitsche. Nach der Promotion 1963 und der Habilitation 1968 wurde er 1973 zum Außerordentlichen Universitätsprofessor für Metallographie und metallkundliche Arbeitsverfahren ernannt. Von 1978 bis 1981 war er wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer und Direktor des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf, ehe er zunächst als Ordinarius für Technologie und Hüttenkunde der Nichteisenmetalle und ab 1982 als Ordinarius für Metallkunde und Werkstoffprüfung an die Montanuniversität berufen wurde. Bereits als Dozent setzte er die Initialzündung für die Einrichtung der neuen Studienrichtung Werkstoffwissenschaft, deren Umsetzung mit tatkräftiger Hilfe des damaligen Rektors Prof. Fettweis im Jahre 1969 gelang. Die Geschicke dieser Studienrichtung wurden später von ihm über 20 Jahre lang sowohl als Vorsitzender der Studienkommission als auch der Diplomprüfungskommission bestimmt. Er war außerdem maßgeblich an der Gründung des Technologietransferzentrums Leoben, des Laserzentrums Leoben und des Materials Center Leoben beteiligt. In den Jahren 1987 bis 1991 war er ein überaus erfolgreicher Rektor der Montanuniversität, auf dessen unermüdlichen Einsatz die Schaffung mehrerer neuer Studienrichtungen und Institute zurückgeht. In dieser Zeit war er auch 1. Stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Rektorenkonferenz. Von 1991 bis 2000 war er als Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag für die Bereiche Wissenschaft und Industrie sowie Kultur zuständig.

Die Publikationsliste von Franz Jeglitsch umfasst etwa 200 wissenschaftliche Abhandlungen; sie beginnt bei bahnbrechenden Beiträgen auf dem Gebiet der Hochtemperaturmikroskopie, des potentiostatischen Ätzens und der optischen Kontrastmethoden in der Metallographie und reicht über Sintervorgänge, Untersuchungen an kugelgraphitischem Gusseisen, Restaustenitzerfall in hochchromhaltigen Stählen, Konstitution von Fe-C-Si-Legierungen, Phasenidentifizierungen bei Hartmetallen, hoch- und höchstfeste Al-Legierungen, Entwicklung von Schnellarbeitsstählen, gasverdüste Metallpulver, mikrolegierte Stähle, Laserbehandlung von Werkstoffen, mechanisches Legieren und Al-Matrix-Verbundwerkstoffe bis zu den intermetallischen Werkstoffen. Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit in akademischer Forschung und Lehre war Franz Jeglitsch in einer Vielzahl von universitären und außeruniversitären Gremien tätig, wobei nur eine kleine Auswahl vorgestellt wird: Mitglied der Schriftleitung und später Mitglied als wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift „Praktische Metallographie“, Obmann des DGM-Metallographie-Ausschusses, Obmann des Metallographie-Ausschusses der Eisenhütte Österreich, Mitglied der Schriftleitung „Scanning“, Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft Joanneum Research, Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Forschung der Österreichischen Rektorenkonferenz, Mitglied des Direktoriums und des Senats der Christian-Doppler-Gesellschaft, von 1997 bis 1998 Vorsitzender des Vorstandes der DGM, von 2000 bis 2006 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Kompetenzzentrums „Neue Materialien Nordbayern GmbH“, von 2001 bis 2005 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates von Joanneum Research, langjähriges Jurymitglied für diverse Forschungspreise des Landes Steiermark. Des Weiteren hat Franz Jeglitsch den Verein der Leobener Werkstoffwissenschafter ins Leben gerufen.

Von den vielen Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen seien ebenfalls nur die wichtigsten erwähnt: Sir Charles Hatchett Award des Institute of Materials (London), Henry Clifton Sorby Award der International Metallographic Society, ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie der Academia Scientiarium et Artium Europaea, Ehrenmitglied der DGM, Ehrendoktorat der Yildiz Technischen Universität Istanbul, Roland Mitsche-Preis, Ehrenring der Stadt Leoben, Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Franz Jeglitsch emeritierte mit 01. Oktober 2002 und ließ seine wissenschaftlichen und fachlichen Aktivitäten allmählich ausklingen. Durch seinen beispielhaften Einsatz hat er die Entwicklung der Montanuniversität über viele Jahre maßgeblich beeinflusst. Er hinterlässt seine Gattin, eine Tochter und zwei Söhne. 

Robert Danzer, Helmut Clemens, Christian Mitterer

Quelle: Foto Wilke, Leoben

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